Die Forstzoologische Sammlung der Universität Göttingen

Die Universität Göttingen ist bekannt für ihre wissenschaftlichen Sammlungen, die Forschung und auch die Lehre praxisnah bereichern. Das Sammlungsschaufenster bei uns im Forum Wissen gibt einen Einblick in die Vielfalt der Göttinger Universitätssammlungen. Eine von ihnen ist die Forstzoologische Sammlung, die aktuell am Büsgen-Institut auf dem Nordcampus zu finden ist.

Historischer Ursprung und Aufbau der ersten Lehrsammlungen

Die Sammlung geht zurück auf die 1868 gegründete Königlich Preußische Forstakademie Hannoversch Münden. Hier wurde sie eingerichtet für die Forschungs- und Lehrtätigkeit in den Fächern allgemeine Zoologie, Ornithologie, Säugetierkunde und Entomologie – die Insektenkunde, ein Bereich in der Zoologie, der eine der artenreichsten Gruppe von Lebewesen erforscht. Im Jahr 1939 wurde die Eingliederung die Mündener Hochschule als Forstliche Fakultät in die Universität Göttingen beschlossen.

Seit Beginn der Forstakademie wurden gezielt Lehrsammlungen angelegt, um Student*innen in unterschiedlichen zoologischen Disziplinen auszubilden. Diese Sammlungen wuchsen rasch und bieten heute einen umfassenden Überblick über die im südlichen Niedersachsen heimischen Insekten, Vögel und Wildarten. Besonders eindrucksvoll sind die Präparate von Geweihen und Hörnern, welche die Vielfalt und Komplexität der heimischen Wildarten illustrieren.

Auf Spurensuche: Insekten, Säugetiere und mehr

Mit der Einbindung der Forstakademie in die Göttinger Universität Göttingen entwickelten sich neue Fächer und Institute und auch die Sammlung wurde weiter ausdifferenziert. Eine Teilsammlung, die Insektensammlung umfasst heute mehr als 35.000 Objekte und bietet nicht nur für die Forschung, sondern auch für die Lehre wertvolles Material. Ein besonderes Highlight der Sammlung sind die Hautflügler, die unter anderem aus den Sammlungen von Julius Theodor Christian Ratzeburg und Arnold Förster stammen, zwei bedeutenden Entomologen des 19. Jahrhunderts. Ratzeburg, ein Schüler Alexander von Humboldts, gilt als einer der Begründer der Forstentomologie und als früher Ökologe. Seine Arbeiten legten den Grundstein für das Verständnis der Rolle von Insekten in Waldökosystemen. Neben zahlreichen Typusexemplaren gibt die Sammlung einen tiefen Einblick in die Vielfalt und Bedeutung der Insekten für die Forstwirtschaft.

Ein weiterer Schwerpunkt der Forstzoologische Sammlung liegt auf Präparaten von Säugetieren. In der Wildbiologischen Sammlung sind heimische und exotische Wildtiere zu sehen. Besonders eindrucksvoll ist die Sammlung von Geweihen des heimischen Rehwildes (Capreolus capreolus), denn sie zeigt die Vielfalt von möglichen der Geweihformungen. Zu den seltensten Stücken der Sammlung gehören Geweihe von mittlerweile ausgestorbenen Hirscharten, wie dem Davidshirsch (Elaphurus davidianus). Diese Exponate illustrieren die dramatischen Veränderungen in der Wildtierpopulation und die Herausforderungen des Artenschutzes.

Neben der Sammlung von Präparaten finden sich auch Lehrmaterialien, die den Student*innen helfen, Wildtiere anhand von Spuren zu erkennen. Fußabdrücke und andere Spuren und auch der Kot von Tieren liefern den Forstzoolog*innen wertvolle Informationen über die Tierwelt und sind entscheidend für das Verständnis der Wildtierökologie und das Wildtiermanagement.

Ganzpräparat eines Buntspechts und Spuren der Vögel an einer Birkenrinde

Aktuelles zur Sammlung

Trotz der beeindruckenden Größe ist derzeit nur ein kleiner Teil der Sammlung für die Öffentlichkeit zugänglich. Daher lohnt es sich, die forstzoologischen Objekte im Sammlungsschaufenster des Forum Wissen zu besichtigen. Am Institut für Forstzoologie gibt es darüber hinaus eine kleine, aber repräsentative Auswahl der gesamten Bestände.

Mit ihren umfangreichen Exponaten von Insekten, Vögeln und Säugetieren sowie den historischen Sammlungsstücken bietet die Sammlung eine faszinierende Möglichkeit, die Wildtierwelt sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus kultureller Perspektive zu erleben. Sie ist nach wie vor von Bedeutung in der Lehre und Forschung und ist ebenso aus umwelthistorischer Perspektive spannend.