Der Schlüssel zur Insektenoase

Viele Insekten und Pflanzen sind im Laufe der Zeit eine Beziehung eingegangen: Wenn zum Beispiel Wildbienen oder Schmetterlinge Blüten bestäuben, erwarten sie in der Regel eine Bezahlung in Form von süßem Nektar oder schmackhafter Pollen. Ameisen hingegen sind oft gern gesehene Beschützer der jungen Triebe und Blätter – und dabei interessieren sie sich vor allem für die süße Zuckerlösung, wie sie von Blattläusen abgesondert wird.

Argentinisches Eisenkraut mit C-Falter

Von Bienchen und Blümchen

Pflanzen brauchen also Tiere – und umgekehrt. Pflanzen können Tieren zum Beispiel Unterschlupf und Nahrung bieten, während Tiere den Pflanzen als Transportmittel bei der Fortpflanzung und als Schutz gegen andere Tiere dienen können. Diese Beziehung zwischen Pflanzen und Tieren nennt sich “Symbiose”. Solche Partnerschaften findest du in der Natur überall. Sie lassen sich zwischen winzigen und riesigen oder unterschiedlich großen Lebewesen finden, können locker und kurzzeitig oder fürs Leben sein. Dabei kann die Grenze zwischen Nützling und Schädling auch gern mal verschwimmen.

Eine große Vielfalt an Arten ist essenziell für die Natur. Auch den eigenen Garten oder Balkon kannst du so gestalten, dass sich verschiedene Lebewesen wohlfühlen. Gerade zwischen Stein, Beton und Ackerfeldern suchen Insekten nicht selten verzweifelt nach Schutz und Nahrung. Und nicht jede Gartenpflanze bezahlt die Insekten fairerweise mit Nektar oder bietet den richtigen Lebensraum für unsere einheimischen Kleintiere.

Eine Schwebfliege sitzt auf einer weiß-gelben Kamillenblüte. Im Hintergrund ist Gras zu sehen.
Färber-Hundskamille mit Schwebfliege

Michael Schwerdtfeger rückt in seinem Buch Nonplusultrapflanzen: Meine 60 wertvollsten Pflanzen für den Insektengarten die Verbindung von Insekten und Gartenpflanzen ins Rampenlicht. Der Titel verrät es schon: Dieses Buch ist nicht nur eine Sammlung schöner Pflanzenporträts, sondern auch eine wertvolle Anleitung für alle, die ihren Garten in ein Paradies für Insekten verwandeln möchten.

Den eigenen Garten zum Blütenbüffet machen

Der Kustos des Alten Botanischen Gartens an der Universität Göttingen stellt die Pflanzen vor, die für ihn Stars im Gartenreich der Blüten und Blätter sind – dabei geht es aber nicht nur um die ästhetische Blütenpracht. Jede der 60 “Nonplusultrapflanzen” punktet mit besonderer Bedeutung für Wildbienen, Schwebefliegen, Schmetterlinge, Käfer und Co.!

Eine Schwebfliege sitzt auf einer weißen Blüte. Im Hintergrund ist Gras zu sehen.
Gelbe Skabiose mit Schwebfliege

Mithilfe der vorgestellten Pflanzen kannst du im eigenen Garten Heimat, Nahrungsstation, Erholungsort und Schutzzone für heimische Insekten herstellen. Ob schattige Plätzchen oder sonnig-heiße Steingärten – der “Vollblutbiologe” alias Michael Schwerdtfeger kennt Pflanzen für jeden Garten. “Nonplusultrapflanzen” spiegelt seine Leidenschaft zu Pflanzen, sein umfassendes botanisches Wissen und seine jahrelange Erfahrung, nicht zuletzt als Kustos des Alten Botanischen Gartens in Göttingen, wider.

Das Buch bietet handfestes Fachwissen und hilfreiche Anleitungen, die auch für Laien und Gartenanfänger verständlich sind. Aber Schwerdtfeger wäre nicht Schwerdtfeger, wenn er sich in seinem Buch nur auf reine Fakten und Gartentipps beschränken würde. Er bietet neben eindrucksvollen, detailreichen Fotos faszinierende Geschichten rund um die einzelnen Arten und ihre tierischen Begleiter. Mit seiner charmanten und witzigen Art nimmt er die Lesenden mit auf eine Reise in die Natur vor der eigenen Nase.

Eine Tagpfauenauge sitzt auf einer lila Blüte. Im Hintergrund ist Gras zu sehen.
Tauben-Skabiose mit Tagpfauenauge

Blühende Freundschaften beobachten

So inspirierend wie informierend lenkt “Nonplusultrapflanzen” den Blick auf die kleinen Wunder in der Natur. Es lädt dich ein, die Symbiose zwischen Tier und Pflanze vor der eigenen Haustür zu beobachten und zu fördern. In den botanischen Gärten der Universität Göttingen wird die faszinierende Beziehung zwischen Pflanzen und Tieren lebendig: Hier summt und krabbelt es besonders im Sommer zwischen den Pflanzen, die Bestäuber anziehen und Nahrung sowie Lebensraum bieten. Besucher*innen können hier die Symbiose von Blüten und Insekten direkt beobachten – eine Lehrstunde der Natur unter freiem Himmel.

Gerade eisige Winter- und kühle Regentage sind die perfekte Gelegenheit, die wissenschaftlichen Sammlungen der Universität Göttingen zu besuchen. Die Verbindung von Flora und Fauna kannst du in verschiedenen naturkundlichen Sammlungen finden, die von botanischen Lehrtafeln bis Wildtiergeweihen reichen.

Eine Schwebfliege sitzt auf dem Blütenstand einer weißen Schafgarbe.
Schafgarbe mit Schwebfliege

Außerdem kannst du im Sammlungsschaufenster des Forum Wissens Objekte aus über 70 Sammlungen der Universität finden – neben wissenschaftlichen Instrumenten lassen sich hier aufwendig präparierte Tiere und Pflanzenbelege aus vergangenen Zeiten bestaunen. Die dynamische Ausstellung kannst du sogar ganz bequem von zuhause erkunden: Einblicke findet ihr im Online Sammlungsfenster und mehr über die einzelnen Sammlungen kannst du hier auf diesem Blog unter dem Stichwort Sammlungen finden. Die Salon-Debatte “Der Wald in Zeiten des Klimawandels”, die unter anderem den Wald auch als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen beleuchtet, findest du auf Youtube zum nachschauen.

Egal, ob draußen im Garten, drinnen in den Sammlungen oder von Zuhause aus – Göttingen lädt dich dazu ein, die Wunder der Natur zu entdecken und wertzuschätzen.