Da steckt der Wurm drin…

Unser Wurm steckte tatsächlich in einem Präperateglas und war in Alkohol eingelegt. Aber das ist bei Würmern nicht der Normalfall. Für gewöhnlich leben sie – wie jeder weiß – im Boden. Und um den Boden, oder vielmehr um die Bodenkunde, ging es in der vergangen Woche bei der Verleihung des CULTURA-Preises, die wir mit einer Mini-Ausstellung begleitet haben.

Unterschiedliche Perspektiven auf den Boden

Der CULTURA-Preis der Alfred-Töpfer-Stiftung wird jedes Jahr an der Georg-August-Universität Göttingen für besondere wissenschaftliche Leistungen in den Gebieten Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft verliehen. Und jedes Jahr steuern wir eine kleine Ausstellung bei, die das Forschungsthema des Preisträgers aufgreift. Da in diesem Jahr der „Boden-Brücken-Bauer“ Prof. Dr. Georg Guggenberger den Preis bekam, haben wir in uns in den Universitätssammlungen umgeschaut und einige interessante Objekte zum Thema “Boden” gefunden. Der ein oder andere Wurm war auch dabei.

Die Ausstellung wird aufgebaut.
Die Ausstellung wird aufgebaut. Drei präperierte Würmer haben ihren Weg in die Vitrine schon gefunden.

Wie in den vergangen Jahren haben wir auch diesmal versucht, ein wenig um die Ecke zu denken und die Exponate aus den unterschiedlichen Sammlungen so auszuwählen, dass sie eine andere Perspektive auf das Thema ermöglichen. Und was könnte passender sein, bei einem Preiträger der insbesondere deshalb ausgewählt wurde, weil er “Fachdisziplinen, Nationen und Bevölkerungsgruppen überwindet” (Zitat aus des Cultura-Kuratoriums) und so Brücken baut.

Zur diesjährigen Preisverleihung wählten wir Objekte aus der Agrarpedologie (Bodenkunde), dem Zoologischen Museum und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen aus. Mit einem ca. zwei Meter hohen Lackprofil vom Hohen Hagen bei Dransfeld war ein klassisches Objekt der Bodenkunde im Foyer des Zentralen Hörsaalgebäudes der Universität zu sehen und holte die Umgebung Göttingens an den Tagungsort. Ein Lackprofil zeigt naturgetreu den Aufbau der unterschiedlichen Schichten im Boden.

Ein Teil des Hohen Hagens zu Besuch in Göttingen. Lackprofil aus der Agrarpedeologischen Sammlung

 Boden und Würmer

Ein grundlegendes Buch von Charles Darwin lenkte unseren Blick auf die alltäglichen, kleinen Bodenbewohner: die Regenwürmer. In seinem Buch Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer, das 1882 erschien, hatte Darwin die Bedeutung der Regenwürmer betont und sie so vom Ruf der Schädlinge befreit. Zwei Nasspräparate von Würmern, eine Wurmnachbildung sowie zwei anatomische Lehrtafeln veranschaulichten Anatomie und Lebensweise der Würmer.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft Deutschland im Zentralen Hörsaalgebäude der Universität Göttingen statt. Zu sehen sind Objekte aus der Zoologischen Sammlung, der Agrarpedeologie (Bodenkunde) und der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

Chemie und Boden

Viel Aufmerksamkeit erregte auch die ausgestellte Erstausgabe eines richtungsweisenden Buches von Justus von Liebig aus dem Jahr 1840. In seinem Werk mit dem Titel Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie – kurz Agriculturchemie genannt – hob Liebig die Bedeutung der Mineraldüngung für Qualität und Ertrag der Pflanzen hervor. Das Buch erschien in  mehreren Auflagen und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. In unserer Vitrine lag es neben einem Modell zur Feinbodenstruktur, das eine 70-fache Vergrößerung darstellt.

Feinbodenstruktur in 70-facher Vergrößerung: Von allen Seiten einzigartig

Beim Boden, so scheint es, muss man genau hingucken!

 

Die Autorin Amelie May ist Praktikantin im Rahmen des Programms “Wissensdinge online”. Gemeinsam mit anderen Studierenden aus unterschiedlichen Disziplinen unterstützt sie die Digitalisierung der Göttinger Sammlungen. Außerdem ist sie während ihres Praktikums als “rasende Reportin” in den Sammlungen unterwegs.