Was für ein Erlebnis: 105 Jugendliche aus 61 Ländern von sechs Kontinenten! Eines haben alle gemeinsam: Sie lernen die deutsche Sprache, viele von ihnen beherrschen sie bereits außerordentlich gut. Die 14 bis 17-Jährigen nahmen an der Internationalen Deutscholympiade 2024 (IDO) des Goethe-Instituts teil. „Es handelt sich um den größten Deutschlern-Wettbewerb weltweit“, sagt Seyna Dirani vom Goethe-Institut München, die die IDO leitet.
Aufmerksam geworden ist sie auf Göttingen als Standort, als sie von dem Slogan „die Stadt, die Wissen schafft“ erfuhr. „Da hat es sofort Klick gemacht“, sagt die 36-Jährige. Schnell war klar, dass das Forum Wissen der ideale Austragungsort ist. Unter dem Motto „Wissen schaffen, Zukunft machen“ nahmen die Jugendlichen an zwei Tagen am Wettbewerb im Wissensmuseum teil.
Zusammen mit dem Team der IDO konzipierte das Team „Bildung und Vermittlung“ des Museums drei Workshops, in denen sich die Teenager in der Ausstellung auf Spurensuche begaben, ihr Museum der Zukunft entwickelten, wobei sie Präsentations- und Rhetorik-Skills übten, und Trickfilme produzierten. „Bei all dem geht es darum, sich mit anderen zu verständigen, sich auszutauschen und gemeinsam Ideen zu entwickeln, um etwas Neues und ganz Eigenes zu erschaffen“, sagt Museumspädagoge Matthias Bode.
Teamwork ist angesagt
Luna, 16 Jahre, aus dem Kosovo hatte viel Spaß bei den Workshops. Besonders gefallen hat ihr der Workshop, in dem die Jugendlichen eingeladen waren, unterschiedliche Perspektiven auf verschiedene Museumsobjekte einzunehmen. Dabei platzierten sie sich in unterschiedlichen Positionen zu einem bestimmten Exponat. Das vollständige Bild vom Objekt ergab sich erst, nachdem alle ihre jeweilige Sicht auf das Ausstellungsstück miteinander geteilt hatten. „Das hat mir gezeigt, es lohnt sich, einander zuzuhören, offen zu sein für die Perspektive anderer und sich auszutauschen“, berichtet Luna.
Von sich selbst sagt sie ganz offen, dass sie gerne im Mittelpunkt steht und bislang nicht viel Spaß an Gruppenarbeit hatte. Jetzt hat sie eine neue Erfahrung gemacht: „Heute war es lustig, ich habe gelernt, dass es Spaß macht, in der Gruppe zu arbeiten. Wir sind alle jung, kommen aus aller Welt. Wir müssen zusammenarbeiten, wenn wir neues Wissen schaffen wollen. Auch wenn die Politik es manchmal schwer macht“, sagt Luna, die im Kosovo eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert.
Die Jugendlichen setzen sich auch mit der Frage auseinander, welche Art von Wissen für ihre Generation mal besonders relevant sein wird. Für Mahek, 15, aus Bangladesch, ist Wissen über die Geschichte wichtig. „Aktuell herrscht Gewalt in meinem Land, Studierenden-Proteste werden blutig niedergeschlagen. Wir sollten lernen, nicht immer wieder die gleichen Fehler zu machen wie in der Vergangenheit“, sagt sie.
Freundschaften über internationale Grenzen hinweg
Eine ganze Woche haben Mahek, Luna und die anderen Jugendlichen zusammen verbracht. Auch dadurch, dass sie alle gemeinsam in der Jugendherberge untergebracht sind, lernen sie sich gut kennen, sagt Luna aus Kosovo, die das erste Mal persönlichen Kontakt zu Mädchen aus Asien hat: „Ich teile mein Zimmer mit einer Chinesin, einer Japanerin und einer Kirgisin. Wir verstehen uns supergut.“
Dabei entstehen Freundschaften. Tea, ebenfalls 16 Jahre alt, aus Albanien, hofft, dass sie über Jahre halten werden. „Ich mag besonders Medalif aus den Niederlanden und Susanna aus Estland.“ Die Jugendlichen lernen ganz nebenbei viel darüber, dass sie trotz kultureller Unterschiede vieles miteinander verbindet. „Einige kommen von weit weg, aus Südafrika, den USA, Großbritannien, trotzdem haben wir viele Gemeinsamkeiten, die Liebe fürs Skateboard, Musik, Tanzen, all das haben wir im Spiel entdeckt“, sagt Tea.
Erfahrungen, die prägen
In den Workshops im Forum Wissen haben die Jugendlichen die Möglichkeit, selbst in Aktion zu treten. Die Pädagog*innen des Wissensmuseums geben nur den Rahmen vor. Das passt sehr gut ins Konzept der IDO: „Unser Ziel ist es, junge Menschen zu bestärken, dass sie selbstbestimmt die Gegenwart und die Zukunft gestalten können“, sagt Projektleiterin Seyna Dirani. „Dabei entsteht ein Netzwerk, das bleibt.“ Die Jahrgänge der IDO bleiben tatsächlich über viele Jahre in Kontakt. Die Begegnung mit Gleichaltrigen aus aller Welt prägt fürs ganze Leben.
So sehen Gewinnerinnen aus
Die 15-jährige Mahek aus Bangladesch (Mitte) gehört übrigens zu den glücklichen Erstplatzierten für die drei Disziplinen der IDO 2024 , also die verschiedenen Sprachstufen A2, B1 und B2. Außerdem auf dem ersten Platz: Ana Kotevska aus Nordmazedonien (links) und Rayyona Ibrokhimova aus Usbekistan (rechts). Um viele Erfahrungen reicher sind aber alle Teilnehmer*innen der IDO – insofern haben alle 105 Jugendlichen gewonnen.
Wir vom Forum Wissen sind dankbar, dass wir Teil der IDO sein durften und einen Austauschort für so viele verschiedene Perspektiven bilden konnten!
Fotos: Goethe Institut/Andreas Dahn