Die Sammlung Pflanzenbau: Ein botanisches Erbe

Stell dir eine Welt ohne Getreidefelder und Streuobstwiesen, ohne gefüllte Gewächshäuser und Kräutergärten vor – genau das wäre eine Welt ohne Pflanzenbau. Denn unter „Pflanzenbau“ versteht man den Anbau, die Pflege und die Ernte landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Dazu gehören all jene Pflanzen, die vom Menschen aus wild wachsenden Arten gezüchtet, angebaut und gepflegt wurden.

Die Geschichte der Sammlung Pflanzenbau

Pflanzenbau bestimmt einen enormen Teil unserer Lebensweise und Ernährung: Zum Beispiel, was auf unseren Tellern landen kann oder wie fruchtbar unsere Böden sind.

Über viele hunderte Jahre hinweg haben Menschen gelernt, Pflanzen für sich zu nutzen und zu verändern. Dabei haben sie immer wieder Neues dazu gelernt – bis heute.

Die Bezeichnung „Pflanzenbau“ wurde 1767 von dem in Göttingen lehrenden Kameralwissenschaftler (eine Disziplin der Verwaltung und Finanzpolitik) Johann Beckmann in die deutsche Sprache eingeführt. Seither wird der landwirtschaftliche Pflanzenbau an der Universität Göttingen gelehrt und ist ein zentrales Fachgebiet der Agrarwissenschaften.

Ein Holzkasten, in dessen Schubladen einige Gläser mit Samen zu sehen sind
Samensortiment der Sammlung Pflanzenbau

Der Agrarwissenschaftler Gustav Drechsler hat den Pflanzenbau zu einer führenden Lehr- und Forschungsdisziplin gemacht: Er errichtete ein landwirtschaftliches Universitätsinstitut in Göttingen. Über viele Jahre hinweg führte er wegweisende Düngungsversuche auf einem nahegelegenen Versuchsfeld an. Das landwirtschaftliche Institut löste 1922 auf. Für die wichtigsten landwirtschaftlichen Disziplinen wurden eigenständige Institute geschaffen, so auch das „Institut für Pflanzenbau“. 2006 eröffnete das Department für Nutzpflanzenwissenschaften gegründet, wohingegen sich das bis dato erweiterte „Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung“ formal aufgelöste.

Die Sammlungsobjekte des Pflanzenbaus

Es ist Wolfgang Böhm zu verdanken, dass die Sammlung der Abteilung Pflanzenbau seit 2010 dokumentiert wurde. Bis 1997 war Böhm am Göttinger Lehrstuhl für Pflanzenbau tätig und beschäftigte sich besonders in den letzten Jahren seines Berufes mit der Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus.

Zu der Sammlung gehört ein großes Bild aus dem Jahr 1873, das die Göttinger Versuchsfelder des Pflanzenbaus zeigt. Außerdem wurden Bilder von Feldfrüchten der Sammlung hinzugefügt.

Darüber hinaus ist noch Originalsaatgut in der Sammlung enthalten. Dieses stammt zum Teil noch aus den Jahren 1891 und 1900 und kannst du übrigens im HÖRSAAL der Basisausstellung des Forum Wissens bestaunen!

Lehrmaterial für die Universität Göttingen

Ein Glas mit Samen und Ettikett
Samen der Wilden Baumwolle

Neben dem Saatgut beinhaltet die Sammlung circa 80 große Rolltafeln, die in Handarbeit am Pflanzenbau-Institut entstanden sind: Jede Tafel bildet eine landwirtschaftliche Kulturpflanze und ihre spezifischen Erkennungsmerkmale ab. Bis heute werden die Pflanzentafeln zu Lehrzwecken in agrikulturbotanischen Veranstaltungen an der Universität Göttingen eingesetzt.

Sie werden durch etwa 100 gedruckte, große Unkrauttafeln aus den 1930er Jahren ergänzt. Dadurch können Studierende mehr über die Merkmale von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen lernen!

Expeditionsmaterial aus Zentralasien

Ebenfalls zur Sammlung der Abteilung Pflanzenbau zählt das Archiv-Material einer Deutschen Hindukusch-Expedition im Jahre 1935, das unter anderem Tagebücher und Expeditionsberichte beinhaltet. Es findet sich als Dauerleihgabe in der Handschriftensammlung der Göttinger Universitätsbibliothek.

Das Portal in die Universitätssammlungen

Im Sammlungsportal kannst du online mehr über die verschiedenen Sammlungen der Universität Göttingen erfahren. Hier kannst du auch bequem von zuhause aus die Saatgutproben der Sammlung Pflanzenbau bestaunen. Ob von Zuhause oder im Hörsaal des Forum Wissens: Tauche ein in die Geschichte landwirtschaftlich genutzter Pflanzen und mehr lerne mehr über ihre Vielfalt!