Unter dem Motto „Nachts im Museum“ haben sich Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren im Rahmen einer Ferienwoche im Forum Wissen auf kreative und humorvolle Weise mit den Inhalten unserer „Räume des Wissens“ beschäftigt. Ausgangspunkt war sich zu überlegen, was passieren könnte, wenn die Türen des Museums abends schließen und die Museumsdinge unbeobachtet ein Eigenleben entwickeln: Das Labor spielt verrückt, und wie von Geisterhand füllen sich die Kolben mit einer undefinierbaren Flüssigkeit, in der Werkstatt verbringen die Museumsmäuse den Abend bei einem prallgefüllten Dinner und reisende Außerirdische kapern den Raum „Schränke“.
Mit Hilfe der kostenfreien Apps „Stop-Motion-Studio“ und „FlipaClip“ konnten die Kinder spielerisch Situationen, die sonst nicht im Bereich des Möglichen liegen, wahrwerden lassen. Dabei haben sie ihre eigenen Assoziationen zu den unterschiedlichen Räumen des Wissens visualisiert. An den ersten zwei Tagen stand die Auseinandersetzung mit vielfältigen Stop-Motion-Techniken und unterschiedlichen Materialien im Vordergrund: Im Raum „Museum“ konnten die Kinder Inspirationen sammeln, welche Aufgaben und Funktionen ein Museum im Allgemeinen hat. Mit unzähligen Legosteinen und einer Prise Fantasie entstanden im Anschluss fiktive Museen, in denen sich alltägliche Museumsbesuche mit ulkigen Szenen vermischten. Die Kinder waren während des gesamten Gestaltungsprozesses komplett frei in der Umsetzung, was zu vielen unterschiedlichen und sehenswerten Ergebnissen führte.
Im Raum „Schränke“ haben die Teilnehmenden zuerst einen spielerischen Einblick darin bekommen, wie wissenschaftliche Sammlungen entstehen und nach welchen Systematiken und Schemata Objekte geordnet und aufbewahrt werden. Im Anschluss entstanden Gespräche über das eigene Sammelverhalten und warum viele Menschen dieses Thema in ihrem Alltag spannend finden. Nach der Raumerkundung gab es im Vestibül die Aufgabe, sich in Kleingruppen zu überlegen, wie man einen Stop-Motion-Film über die Praktik des Sortierens gestalten könnte. Die Kinder kamen dabei sehr schnell untereinander ins Gespräch, und es wurden allerlei Ansätze besprochen, die am Ende in kleinen Sequenzen verschiedene Arten des Sammelns im Bild einfingen.
Nachdem am ersten Tag ausschließlich auf Lego zurückgegriffen wurde, sollte es am zweiten Tag der Workshopwoche um andere Arbeitsmaterialien gehen: Knete und Stop-Motion-Clips mit dem eigenen Körper. Nach dem Absolvieren von einigen Schauspielübungen zum Warmwerden ging es am Vormittag in die Räume „Salon“ und „Hörsaal“. Mit Hilfe kleinerer thematischer Impulse hat die gesamte Gruppe Szenen erarbeitet, die ohne Sprache und Schrift mehrere raumbezogene Leitmotive darstellen sollten. Im Salon einigte man sich wenig überraschend, darauf den Ablauf eines Streits bzw. einer Diskussion performativ darzustellen und dies mit der Stop-Motion-Technik einzufangen. Im Raum „Hörsaal“, welcher sinnbildlich für das „Studieren“ und „Lernen“ steht, wurde nach einer kurzen Besprechung versucht, eine Vorlesung im Schnelldurchlauf darzustellen und das wieder einmal ohne das Verwenden von Sprache oder Schrift. Eine kniffelige Aufgabe, die jedoch von der Gruppe eindrucksvoll gelöst wurde.
Der Nachmittag bot ein weiteres Highlight der Woche: die Umsetzung einer Art Königsdisziplin im Stop-Motion-Bereich: die Animation mit Knete. Alle drei Kleingruppen beschäftigten sich dabei mit unterschiedlichen Themen des Forum Wissen, die mit Fiktion verschmolzen: Ob die Darstellung von unterschiedlichen musealen Sammlungen, die im Laufe der Nacht lebendig werden, eine Forschungsexpedition auf hoher See oder einen Besuch von alienartigen Wesen, die sich im Raum „Schreibtisch“ tummeln und ihr Unwesen treiben.
Halbzeit: Zeit für eine neue App: FlipaClip, ein sehr intuitiv angelegtes Animationsprogramm, mit dem sogar manche Profis arbeiten. Nach ein paar angeleiteten Übungen ging es mit den Tablets im Gepäck in die Räume „Labor“ und „Werkstatt“, wobei alles sehr genau unter die Lupe genommen wurde und die Kinder immer wieder dazu animiert wurden auf winzige Kleinigkeiten zu achten, die sonst kaum ins Auge fallen. Die Aufgabe bestand darin, Fotografien anzufertigen, die im Anschluss als Hintergrund für Zeichenanimationen dienen sollten. Die Ideen entwickelten sich ganz nach dem Motto „Nachts im Museum“. Wie im Nu entstanden witzige, absurde und gedankenreiche Szenen, die sich um eine Vielzahl von Objekten drehten: Im Labor tritt eine giftige Flüssigkeit aus, vor der gewarnt wird. Eine Fliege erwacht aus ihrem Winterschlaf in einer Klarinette und trifft eine interessierte Spinne, und eine Katze erkundet das Forum Wissen von oben bis unten, um schlussendlich im Raum „Werkstatt“ beim zerbrochenen Teller ein Nickerchen zu machen. Tiere im Museum? In der Realität ein No-Go, in der Welt des Trickfilms ein beliebtes Motiv. Außerdem entstanden an dem Tag Traumlandschaften als fiktive Erweiterung des Forum Wissen, Fantasiewesen und abstrakte, gegenstandslose Zwischenschnitte.
Der letzte Tag war pickepackevoll, denn es gab viele unterschiedliche Aufgaben, die noch zu erledigen waren: Animieren von Kapitelüberschriften, Erstellen von interessanten Zwischenschnitten, Gestaltung von einem Vor- und Abspann, und natürlich durfte auch die Musik bei so einem Film nicht fehlen. Auch wenn nicht mehr viel Zeit übrig war, machten sich die Kinder voller Tatendrang an die einzelnen Aufgaben, denn sie wussten, dass um 15:00 Uhr Freundinnen und Familie eintreffen würden, um die Filmpremiere zu genießen. Dementsprechend aufgeregt waren Kinder wie auch Betreuende. Ganz am Ende musste der Film noch geschnitten werden, und wie es der Zufall so will, wurde die Datei um genau 14:59 Uhr fertig exportiert. Eine zeitliche Punktlandung, die noch viel mehr Gutes versprach. Pünktlich um 15:00 Uhr war es soweit: Der Andrang war größer als vermutet. Fast jeder Platz war in Windeseile belegt, und es konnte losgehen. Film ab. Voller Stolz und mit Popcorn versorgt waren alle zutiefst erstaunt, dass der komplette Film sage und schreibe 17 Minuten lang geworden ist, ein grandioses Ergebnis für die Kürze der Zeit. Immer wieder Kichern, Klatschen, Murmeln und ausgelassene Freude waren im Vestibül zu hören und am Ende gab es den wohlverdienten Applaus sowie die obligatorische Verbeugung vor einem begeisterten Publikum. Im Anschluss hatten Eltern, Freundinnen und Bekannte noch die Möglichkeit, eine Auswahl an Requisiten zu bewundern, die bei den Filmprozessen verwendet wurden, um einen besseren Eindruck davon zu bekommen, wie kleinteilig und vielfältig die Arbeit zum Thema Trickfilm und Animation ist und dass dies nur mit einer ordentlichen Portion Geduld, Kreativität und Durchhaltevermögen gelingt, allesamt Charakteristika, die eine bedeutende Rolle in unserem Alltag innehaben.
Wir behalten die Woche in guter Erinnerung und werden diese Art von Workshop sicherlich wiederholen. Denn wenn es etwas gibt, was auch wir vom Team Bildung & Vermittlung gelernt haben, ist es die Begeisterungsfähigkeit der Kinder für Neue Medien. Diese Kombination war für uns in dem Fall der Schlüssel zum (Lern)Erfolg. Auch dass die Kinder viel Gestaltungsmöglichkeiten und Entfaltungsspielraum hatten war für das Ergebnis nicht irrelevant und führte zu hochgradig individuellen Ergebnissen, die alle für sich selbst sprechen. Am Ende dieser Woche lässt sich festhalten, dass alle glücklich und zufrieden in das letzte Ferienwochenende entlassen wurden, an dem die eine oder der andere bereits eigene Projekte mit den zuvor kennengelernten Apps erstellt hat, und genau so soll es sein.
Beteiligte: Florian Winkler (Referent Bildung & Vermittlung), Nastasia Schmidt (Kommunikatorin Bildung & Vermittlung), Andrea Winter (Medienpädagogin) und Hanna Vasilevich (Kommunikatorin)